Niendorfer Straße
Städtebauliche Zielvorstellung
Acht „Windmühlen-Häuser“ gruppieren sich in lockerer Anordnung um eine großzügige, gemeinschaftlich nutzbare Grünfläche. Dieser zentrale Freiraum dient als Spiel- und Aufenthaltsbereich für alle Bewohner und bildet das Herz des Ensembles. Ein geschwungener Fußweg verbindet die Niendorfer Straße mit der Straße Beim Opferstein und erschließt alle Häuser für Fußgänger und Radfahrer. Das Grundstück liegt zwischen der kleinteiligen Einfamilienhausstruktur der Niendorfer Straße und den zeilenartigen Reihenhäusern entlang der Straße Beim Opferstein. Die städtebauliche Körnung des Umfelds wird aufgenommen und durch eine abgestufte Höhenentwicklung reflektiert: Dreigeschossige Baukörper an den Grundstücksgrenzen steigern sich zur Mitte hin auf vier Geschosse plus Staffelgeschoss. So fügt sich das Ensemble sensibel in die bestehende Bebauungsstruktur ein. Unmittelbar angrenzende Parkanlagen prägen den grünen Charakter des Quartiers. Die neue Wohnanlage knüpft daran an – mit einer durchgehenden, fließenden Grünfläche, die sich um und zwischen den Häusern erstreckt. Die windmühlenartige Anordnung von Balkonen und Terrassen verzahnt die Gebäude mit der umgebenden Landschaft und schafft einen starken Bezug zwischen Architektur und Freiraum.
Gestaltungskonzept
Die Gebäude sind als große, quadratische Kuben konzipiert. Charakteristisch ist die geschossweise versetzte Subtraktion an den Gebäudeecken, die zu einer dynamischen, scharnierartigen Anordnung der Balkone führt. Diese greifen ineinander, ohne sich zu überlagern, und wechseln sich – ebenso wie die großformatigen Fassadenöffnungen und ebenerdigen Terrassen – über die Gebäudeecken ab. Dadurch wird der Sonneneinfall nicht durch Schattenwurf benachbarter Bauteile beeinträchtigt. Diese versetzte Gestaltung schafft eine feine Verzahnung mit dem Außenraum, differenzierte Blickbeziehungen sowie eine hohe Qualität an Privatheit: Ein direkter Sichtkontakt von Wohnung zu Wohnung oder Balkon zu Balkon wird ausgeschlossen. Die eigenständige Identität des Ensembles ergibt sich aus dem deutlich lesbaren „Windmühlen-Prinzip“ ebenso wie aus der sorgfältig ausgewählten Materialität: Hellgrauer Wasserstrich-Klinker bildet einen ruhigen, mineralischen Kontrast zu warmen Holzverkleidungen, Holzbrüstungen und filigranen Fensterprofilen aus Holz. Dieses Zusammenspiel vermittelt sowohl eine klare Verortung als auch eine hochwertige, einheitliche Gestaltung – unabhängig davon, ob es sich um Eigentums- oder geförderte Wohnungen handelt.
Außenanlagen
Die Außenanlagen des neuen Wohnquartiers sind großzügig dimensioniert und als zusammenhängender Freiraum erlebbar. An der Niendorfer Straße markiert ein städtischer Quartiersplatz mit dem Backshop „NUR HIER“ den Auftakt der Bebauung. Im Zentrum der Anlage steht ein Raster aus Blütenbäumen, unter denen eine organisch geformte Sandspielfläche mit integrierter Betonsitzbank angeordnet ist. Die Erschließung erfolgt über ein durchgehendes Streifenmuster aus 40 × 80 cm großen, in Reihen verlegten Betonplatten. Die Fugen zwischen den Platten sind mit Natursteinkleinpflaster ausgelegt, wodurch sich Wege und Plätze harmonisch in die angrenzenden Grünflächen einfügen. Diese klare, zurückhaltende Materialität verleiht den Freianlagen eine ungezwungene Großzügigkeit und gestalterische Prägnanz. Um den offenen Charakter der Außenanlagen zu erhalten, werden die Privatgärten lediglich im Bereich der angrenzenden Wege durch Hainbuchenhecken gefasst. Locker gesetzte Strauchpflanzungen schaffen weitere sanfte Übergänge zu den gemeinschaftlichen Grünflächen. Großzügig gestaltete Eingangsbereiche bieten Raum für Fahrradabstellplätze direkt am Haus. Notwendige Feuerwehrtrassen werden als Schotterrasenflächen ausgebildet, die nahtlos in die angrenzenden Rasenflächen übergehen.
Gebäudeorganisation und Konstruktion
Der Backshop ist öffentlich zugänglich und zur Niendorfer Straße orientiert. Alle weiteren Hauseingänge sind zur grünen Mitte ausgerichtet und durch flankierende Holzverkleidungen gestalterisch hervorgehoben. Die großzügigen Eingangsbereiche sind mit Briefkästen, Infoboards und Taschenablagen ausgestattet. Erd- und Staffelgeschosswohnungen sind barrierefrei zugänglich und ausgestattet. Die Gebäude verfügen über eine klar gegliederte Grundrissstruktur: Ein innerer Funktionsring nimmt Bäder, Abstellräume, Schächte und Technikflächen auf, während alle Wohn- und Schlafräume sowie Küchen an der Fassade liegen – mit natürlicher Belichtung und Belüftung. Hauptwohnräume öffnen sich mit durchgehenden Fensterflächen zu den großzügigen Balkonen und Terrassen, Nebenräume erhalten jeweils ein eigenes Fensterelement.
Die Tiefgarage mit 100 Stellplätzen für Bewohner und 30 Besucherplätzen liegt am Rand des Quartiers und wird über eine Rampe erschlossen. Im Untergeschoss befinden sich zudem Abstellräume (≥ 8 m²), Fahrradstellplätze, Kinderwagenräume sowie sämtliche Technikflächen. Oberirdisch sind nur der Kundenparkplatz und die Anlieferzone des Backshops zur Quartiersrückseite hin angeordnet – das übrige Gelände bleibt autofrei. Umzugsverkehr erfolgt über die Feuerwehrzufahrten. Die Tragstruktur orientiert sich an der Wohnungsaufteilung. Wohnungstrennwände dienen als aussteifende Elemente, ergänzt durch zentrale Treppenkerne. In den Obergeschossen werden diese tragenden Wände über Unterzüge in Stützen überführt, um die Tiefgarage flexibel zu nutzen. Außerhalb der Gebäude wird die Tiefgaragendecke über Versprungbalken abgesenkt, um die erforderliche Überdeckung von mindestens 80 cm im Außenbereich sicherzustellen.
Nachhaltigkeit
Die Gebäude sind nach hohen energetischen und ökologischen Standards konzipiert. Die kompakte Bauweise mit günstigem A/V-Verhältnis und eine hochgedämmte Gebäudehülle minimieren Transmissionswärmeverluste. Fenster mit niedrigem U-Wert (< 0,8 W/m²K) und reduziertem g-Wert (< 0,29) lassen Licht ein, schirmen aber Wärme effektiv ab. Massive Betondecken wirken als thermische Speichermasse und reduzieren die Heizlast im Winter. Ein Blockheizkraftwerk im Untergeschoss deckt den Energiebedarf für Heizung und Warmwasser. Die haustechnische Versorgung erfolgt über zentrale, vertikale Installationsschächte. Jede Wohnung ist mit einer kontrollierten Be- und Entlüftung mit 90 % Wärmerückgewinnung ausgestattet. Ein Regenwasserspeicher im Erdreich ermöglicht die Nutzung von Brauchwasser für Garten- und Grünflächenbewässerung. Zusätzlich tragen extensive Dachbegrünungen zur Regenrückhaltung bei und verbessern das Mikroklima des Quartiers.
Projekt
Entwicklung einer nachhaltigen Wohnbebauung